Seeungeheuer in der Neuen Donau

Am Samstag war es endlich so weit: Ich habe mich aus meinem Schneckenhaus hervorgewagt oder besser gesagt, die Hitze in Wien hat mich aus der Wohnung getrieben. (Nach gründlicher Internetrecherche) packet ich die Badesachen ein und fuhr mit der U6 zur Neuen Donau. Dort säumten bereits jede Menge bunter Sonnenschirme die Ufer und eine Horde quietschender Kinder tummelte sich auf den Schwimminseln entlang der Donau.

Sonnenschirme

Nach einem 3km langen Spaziergang bis zur Jedleseer Brücke (freie Plätze waren am späten Nachmittag am Floridsdorfer Ufer schon rar) ergatterte ich auf der anderen Uferseite ein Schattenplätzchen an einer Schwimminsel. Nach einer gefühlten Ewigkeit, tauchte ich endlich ins Wasser, genoss die Abkühlung und war stolz auf die Autonomie, ohne viel Aufwand an so einen tollen Ort gelangen zu können. Mutig schwamm ich mit kräftigen Zügen flussaufwärts. Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel einen beschuppten Rücken (Anakonda oder Riesenkarpfen?) an der Wasseroberfläche auftauchen. Ich glaube in dem Moment blieb mein Herz für einen Augenblick stehen. Ich realisierte, dass der beschuppte Rücken mindestens 15cm breit war und somit einem Riesenvieh gehören musste.

Heute kann ich mit Gewissheit sagen: Kraulen verlernt man nicht… und ich kann auch mit eingezogenen Zehen schwimmen. So schnell war ich noch nie aus dem Wasser. Erst als ich auf der sicheren Schwimminsel in mein Handtuch gewickelt saß, beruhigte sich mein Herzschlag. Abgekühlt war ich jetzt definitiv. Nach einer halben Stunde tauchte der beschuppte Rücken plötzlich nahe der Schwimminsel auf. Erst da erkannte ich, dass ich mit meiner Einschätzung gar nicht so falsch lag: Es war ein großer Karpfen (stattliche 15cm hoch und für jeden Angler sicherlich ein freudiger Fang). Allerdings war er tot und trieb in Seitenlage an der Wasseroberfläche.

Jetzt konnte ich mir ein erleichtertes Lächeln (was bin ich doch für ein Angsthase) nicht verkneifen. Nach ein paar entspannten Runden in der Donau, knipste ich am Heimweg von meinem ersten Ausflug schon wieder fröhlich Erinnerungsfotos.

happy end

 

 

Ich bin… ambivertiert?

Mein erster Beitrag startet wie bei vielen anderen wahrscheinlich mit den gleichen Dingen: Wer bin ich und was mach ich so und vor allem was mache ich hier? Nun ja, ich bin weiblich („eine Frau“ liest sich so komisch), bin in den 80ern geboren und lebe seit eineinhalb Jahren im Naschmarktviertel in Wien.

Aufgewachsen bin ich im Industrieviertel in Niederösterreich als geselliges Mädel. Laut und freundlich hieß ich neue Leute im Dorf willkommen und gleichzeitig traute ich mich kaum auf Geheiß mit Fremden sprechen. Jetzt, wo ich erwachsen bin, freue ich mich auf die tägliche Kaffeerunde in der Arbeit und gleichzeitig bin ich noch immer unsicher ob ich ohne Einladung hingehen soll. Hört sich verdreht an?  Willkommen in meinem Leben! Ich stehe auf Fortschritt und Digitalisierung in Arbeitsabläufen und gleichzeitig liebe ich es in alten, verstaubten Briefen meiner Urgroßeltern zu lesen. Ich lebe dafür neue Länder zu bereisen und unterschiedlichste Kulturen zu erfahren und gleichzeitig schwelge ich in Erinnerungen aus glücklichen Kindertagen. Meine Bekannten halten mich für extrovertiert und ich selbst schätze mich als introvertiert ein. Dank google weiß ich nun, dass es dafür eine eigene kleine Schublade gibt: ambivertiert.

Diese neue Erkenntnis mache ich mir zum Nutzen und entdecke meine, mir (trotz eineinhalb Jahren) noch vollkommen unbekannte, Umgebung. Ich bin zwar schon ein paar Mal über den Naschmarkt in die Arbeit gelaufen und war in diversen Geschäften Pakete von DHL, DPD und Co. abholen. Viel mehr kenne ich jedoch von Wien noch nicht. Diesen Umstand plane ich zu ändern: Daher arbeite ich mich vom Wohnhaus in dem ich lebe über Wien in die Welt.

Wer mitkommen will, ist herzlich eingeladen! Manche Entdeckungen werden einfach sein und manche werden mir eine Heidenangst machen. Ich werde lachen, schimpfen, weinen… und damit jeden Tag eine neue Erinnerung sammeln.